Test zu Rune Factory 4 Special - Nintendo Switch - ntower - Dein Nintendo-Onlinemagazin (2024)

Amnesien sind eine wahre Plage der Videospielwelt. Ganz gleich ob man nun ehemaliger Jedi-Meister (Star Wars: Knights of the Old Republic), ein Hexer (The Witcher 1) oder ein Geheimagent (XIII) ist, es kann einem zu jedem Zeitpunkt passieren, dass man plötzlich das Gedächtnis verliert und keine Ahnung mehr hat, wer man eigentlich ist, was das eigene Ziel war und wieso man nicht nur ein friedliches Leben führen kann. Zusätzlich zu diesen paar Beispielen ist die Amnesie ein immer gern herangezogenes Stilmittel, mit dem Entwickler ihren Helden einen frischen Start verpassen wollen und die euch als Spieler die Möglichkeit gibt, euren Protagonisten mehr nach euren Vorstellungen und Vorliegen zu gestalten, als es bei einem bereits vorgegeben Charakter der Fall wäre. Wieso ich überhaupt von verlorenen Erinnerungen schwadroniere? Ganz einfach, denn der Protagonist aus Rune Factory 4 Special hat mit genau diesem Problem zu kämpfen. Ob das Spiel neben der etwas ausgelutschten Anfangsprämisse doch noch überzeugen kann, das möchte ich euch im Folgenden näher erläutern.

Das Spiel nimmt euch im Laufe der Handlung an die Hand und führt euch behutsam in alle Neuerungen ein. © Marvelous

Nun gut, die Grundzüge der Handlung habe ich in der Einleitung bereits angekratzt und sonderlich origineller wird Rune Factory 4 leider auch nicht. Ihr seid wahlweise ein männlicher Recke oder eine weibliche Heldin, die auf dem Weg in das schöne Städtchen Selphia sind, um der dortigen Gottheit, dem Winddrachen Ventuswill, einen mysteriösen Stein zu überbringen. Doch euer Luftschiff wird von feindlich gesinnten Soldaten gekapert und im Folge eines Scharmützels geht nicht nur der Edelstein, sondern ihr auch gleich mit über Bord, nachdem ihr einen ordentlichen Schlag gegen euren Kopf bekommen habt. Doch ihr habt Glück im Unglück, denn anstatt als blutiger Abdruck auf einem Feld zu enden, stürzt ihr durch das Dach des selphianischen Palasts und landet mehr oder weniger weich auf dem Rücken des Drachen Ventuswill, der erst etwas verwirrt ist, euch dann aber für einen lang herbeigesehnten Königsspross hält – der Umstand, dass ihr nach dem Schlag auf dem Kopf euer Gedächtnis verloren habt, macht die Sache noch um einiges schwieriger. Von nun an entfaltet sich eine Geschichte, in der ihr nicht nur euren verlorenen Erinnerungen hinterherjagt, sondern auch die Geschicke Selphias lenken sollt, denn es stellt sich zwar schnell heraus, dass ihr gar nicht der erwartete Prinz bzw. die Prinzessin seid, doch euch wird trotz allem die Leitung der Stadt angeboten. Nun liegt es an euch, den Ruf der Stadt zu erhöhen, neue Touristen innerhalb der Stadtmauern zu locken, euch mit möglichst vielen Bürgern anzufreunden und letztendlich auch zu erfahren, wieso euch eure Reise zu dem mysteriösen Drachen Ventuswill, oder Venti, wie ihr ihn später nennen dürft, geführt hat.

Karten auf den Tisch: Die Handlung von Rune Factory ist nicht die Originellste und wird mit der Zeit auch recht vorhersehbar, trotz allem schaffte es die Rahmenhandlung immer wieder, mich zum Weiterspielen zu motivieren. Denn in seinem Kern ist Rune Factory 4 auch kein handlungsführendes JRPG, sondern könnte eher als ein etwas anspruchsvolleres Harvest Moon bezeichnet werden. Auch wenn euer persönliches Schicksal aufgeklärt werden will, liegt der Fokus des Spiels auf all den Aufgaben, die um die Handlung herum stattfinden. Denn so ein Mitglied der königlichen Familie hat einiges an Arbeit zu erledigen und Faulenzer werden an ihrem neuen Dasein keine große Freude finden. Das wird euch in den teils recht Slapstick-lastigen Dialogen, die allesamt an die eher übertriebenen Vertreter des Anime-Genre erinnern, schnell klargemacht und so werdet ihr vom Spiel Stück für Stück an die Hand genommen und stets an neue Aufgaben herangeführt.

Stück für Stück verwandelt ihr den unkrautverseuchten Hinterhof in einen blühenden Garten © Marvelous

So besteht eure erste Aufgabe darin, den königlichen Garten wieder auf Vordermann zu bringen und auch eigenes Gemüse sowie Pflanzen zu säen und hegen und pflegen. Die daraus entstehenden Produkte könnt ihr anschließend verkaufen, um weiteres Saatgut zu kaufen und immer bessere Pflanzen anzubauen – Harvest Moon und Stardew Valley lassen grüßen. Die Feldarbeit fällt dabei recht simpel aus, kann mit der Zeit aber deutlich anspruchsvoller werden, vor allem wenn es später darum geht, höherwertiges Gemüse ernten zu können oder die Erde mit den richtigen Düngern vorzubereiten. Doch ist das natürlich noch längst nicht alles, denn je weiter ihr im Spielverlauf voranschreitet, umso mehr Aufgaben und Tätigkeiten werden euch letztendlich offenbart. Seien es nun das tägliche soziale Leben mit den Dorfbewohnern, das Ausrichten von Festen oder einige ausgiebige Dungeontouren – ihr habt immer genug zu tun und könnt euch theoretisch nicht über Langeweile beklagen. Doch wieso nur theoretisch? In der Praxis gestaltet sich das Ganze gerade anfangs etwas schwieriger. Denn für jede Tätigkeit die ihr unternehmt, sei es nun das Umpflügen eines Beetes oder das Fällen eines Baumes, verbraucht ihr sogenannte Runenpunkte. Diese stellen quasi eure Ausdauer dar und gerade zu Beginn des Spiels sinken sie sehr schnell, was euch immer wieder zu Zwangspausen verdonnert, es sei denn ihr erhöht eure Punkte durch spezielle Lebensmittel. Diese wiederum könnt ihr anfangs noch nicht selbst herstellen und kosten einiges an Geld, für das ihr arbeiten müsst und… ihr seht schon, ein Teufelskreis, der euren eigentlichen Arbeitsalltag recht kurz gestaltet.

Mit der Zeit ändert sich dies jedoch. Nicht nur, weil ihr mehr Geld verdient, sondern weil jede körperliche Tätigkeit eine von vielen Fähigkeiten erhöht. Konkret bedeutet das: Hackt ihr viel Holz, steigert eure Holzfäller-Fertigkeit entsprechend schnell und ihr verliert immer weniger an Ausdauer bei der jeweiligen Arbeit. Selbiges gilt zum Beispiel für den Kampf mit diversen Waffen, dem Angeln oder auch dem Anbauen von Pflanzen. Zudem gelingt es dem Spiel recht gut, euch schrittweise an neue Handwerks-Möglichkeiten heranzuführen, sodass ihr irgendwann in der Lage seid, eure eigene Medizin herzustellen oder eure eigenen Waffen und Werkzeuge zu produzieren.

Ein weiteres und nicht unwichtiges Standbein stellt die Monsterzucht dar. Ja, ihr habt richtig gelesen, in Rune Factory 4 Special könnt ihr Monster züchten – sofern ihr es schafft, ein freilebendes Exemplar zu zähmen und in eure Monster-Scheune zu bringen. Diese Wesen können euch auf unterschiedliche Art und Weise bei eurer täglichen Arbeit zur Hand gehen, sei es als Erntehelfer oder als Kampfgefährte in den einzelnen Gebieten und Gewölben außerhalb der Stadt. Denn ganz ohne Rüstung und Waffen solltet ihr euch nicht außerhalb der Stadtmauern wagen, hier lauern nämlich diverse Monster, die euch ans Leder wollen. Zudem gibt es einiges zu erkunden und zu entdecken, allen voran die einzelnen Gewölbe und Tempel, die wie die klassischen JRPG-Dungeons aufgebaut sind und an ihrem Ende jeweils einen stärkeren Bossgegner beherbergen. Um sich gegen all die Bestien zu beweisen, stehen euch diverse Waffen zur Verfügung, die Kämpfe an sich laufen in Echtzeit ab wie zum Beispiel bei den Secret-of-Mana-Spielen. Besiegt ihr den Oberbösewicht des jeweiligen Dungeons, führt ihr die Handlung voran und kommt so Stück für Stück einem Mysterium auf die Spur, das… aber wir wollen hier ja nicht zu viel verraten. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei jederzeit anpassbar und bietet im Vergleich zum Original Rune Factory 4 aus dem Jahre 2012 eine besondere Herausforderung in Form des "Hölle"-Schwierigkeitsgrades.

Am Ende eines jeden Gewölbes erwartet euch eine knackige Herausforderung. © Marvelous

Daneben könnt ihr auf unterschiedlichste Arten zu mehr Geld kommen, sei es durch das Fischen, dem Verkauf von sammelbaren Gegenständen oder diverser Beute aus den bereits genannten Gewölben. Ihr werdet jede einzelne Münze bitter nötig haben, denn Geld regiert auch in Rune Factory 4 die Welt. So müsst ihr wohl oder übel für so gut wie alle neuen Fortschritte in die Tasche greifen, sei es weil ihr eine Lizenz zum Herstellen von Medizin oder Waffen benötigt, neue Gebäude oder Werkzeuge hergestellt werden wollen oder ihr eurem angebeteten Menschen eine Freude machen wollt. Ihr könnt natürlich auch anderen eure Liebe gestehen und sie letztendlich heiraten, sofern eure Beziehung zu der jeweiligen Person entsprechend hoch ist. Habt ihr einmal den Bund der Ehe geschlossen, schaltet sich zeitgleich ein weiterer Spielmodus frei, den es im Original Rune Factory 4 auf dem Nintendo 3DS nicht gab: nämlich der „Frisch verheiratet"-Modus. Wer hier jedoch eine großartige Neuerung erwartet, der wird enttäuscht werden. Denn hier könnt ihr mit jedem Charakter, den ihr im Hauptspiel einmal geheiratet habt, ein Szenario starten, in dem es ganz um das eheliche Zusammenleben geht – inklusive neu vertonten Dialogen und Szenen. Der Spaß hält allerdings auch nicht sehr lange an und wird euch etwa eine Stunde unterhalten. Ein weiterer Modus ist der „Weitere Episoden“-Modus, in dem euch einige Szenen aus dem Alltag der verschiedenen Charakteren präsentiert werden, die jedoch allesamt nicht spielbar sind, sondern eher einer Erzählung gleichen und jede für sich eine kurze Geschichte aus deren Leben erzählen. Ein kleiner Wermutstropfen: Die Einzelepisoden sind allesamt als DLC erwerbbar, Besitzer des Hauptspiels erhalten nur die erste Episode frei zur Verfügung.

Technisch merkt man Rune Factory 4 Special durchaus an, dass es sich hierbei um einen Nintendo 3DS-Port handelt. Die quietschbunte Grafik kratzt nicht ansatzweise an den technischen Möglichkeiten der Nintendo Switch, läuft daher aber butterweich und flüssig. Es kam weder im Docked- noch im Handheld-Modus zu irgendwelchen Performance-Problemen. Jeder neue und für euch relevante Charakter wird zudem in Form einer kurzen Anime-Szene vorgestellt, die, zusammen mit den wirklich schön gezeichneten Illustrationen, allesamt überzeugen können. Manche der Dialoge in Rune Factory 4 Special sind jeweils in englischer oder japanischer Sprache vertont, die einzelnen Texte wurden zudem ins Deutsche lokalisiert. Die Steuerung fällt etwas umständlich aus und einige Komfort-Funktionen, die man aus moderneren Titeln kennt, wie zum Beispiel das automatische Aufsammeln von Gegenständen, hätten der Special Edition ganz gut getan. Doch trotz allem dauert es nicht allzu lange, bis man sich an die Eigenheiten der Steuerung und des Spiels gewöhnt hat und diese erfolgreich schnell umsetzt.

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Author: Pres. Lawanda Wiegand

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